Dienstag, 17. Januar 2012

Dentro del Algodón.

Wieder in San Pedro. Die Kinder haben Ferien, und bleiben zu Hause, gelegentlich kommen ein paar um mit den Laptops zu spielen. Nachdem das nur drei Stück sind, nutze ich diese Gelegenheiten um mit denen, die gerade Pause haben, ein bisschen Projektarbeit zu machen und in der TiNi zu spielen und zu arbeiten. In ganz vielen Pflanzen sind die Samen gereift, und ich kann mich stunden lang mit meinem Kätzchen auf dem Schoß in den Schatten setzen und Radieschenschoten auspulen. Sehr meditativ.
Nachmittags besuche ich nach wie vor die Kids daheim. Im Februar findet der diesjährige TiNi-Wettbewerb statt, und vor allem in San Jacinto müssen einige Gärten ein bisschen auf Vordermann gebracht werden. Weil, Wasser ist knapp, und das Kind aus San Jacinto ist ja an sich schon faul, aber wenn es heißer Sommer ist und der nahe Brunnen trockengefallen ist, und man am Vormittag die ganze Zeit im Baumwollfeld war, sitzt man natürlich lieber am Fernseher als die Blumen mit Wasser von weit her zu gießen. Ich glaube, überhaupt der beste Beitrag zur (Umwelt-)Bildung in diesem Land wäre, die Fernsehsender zu besetzen und nur noch Sendung mit der Maus oder was anderes halbwegs sinnvolles auszustrahlen. Aus der Glotze lernen die Kids viel mehr als in der Schule.
Naja, jedenfalls hat jetzt mindestens Milenia schonmal wieder ein paar lebende Pflanzen bekommen und ein Tröpfchenbewässerungssystem, das vielleicht hoffentlich die Lösung ist.

Und dann sind wir jetzt dreimal die Woche im Cerro, um das mit dem Bosque de Ninyos voranzutreiben. Auch das ist allerdings nicht leicht, denn es gibt offenbar Menschen, denen es Freude bereitet, frisch gepflanzte Bäumchen ausreißen und im Sand sterben zu lassen. Ich arbeite noch daran, das zu verstehen. Zum Glück ist Hilfe aus den Bergen gekommen. Die Baumwollkinder sind superlieb und sehr motiviert, die Bäumchen zu gießen, wenn man ihnen danach ein Bad im Brunnen in Aussicht stellt.

In Wirklichkeit ist das mit der Baumwolle nämlich auch garnicht so wild. Heute hab ich selbst mitgepflückt, und ich habs allen gezeigt, dass auch Gringas Baumwollpflücken können. Man stürzt sich zwischen die dicht stehenden Pflanzen und sammelt alles weiße und flauschige ein und stopft es in den Sack, den man sich um die Hüfte gebunden hat. Ganz leicht. Der Feind ist nur die Sonne, darum muss man schon um 5 in der Früh anfangen, und die Stupidität der Aufgabe, die mir noch wie Entspannung vorkam, sich aber nach drei Pflückmonaten sehr wahrscheinlich in pure Langeweile verwandelt. Achja, und die indische Baumwolle, die wegen irgendeinem blöden Freihandelsabkommen billig ins Land kommt und die Kleinbauern in San Pedro in den Wahnsinn treibt. Für die 75 Pfund Baumwolle, die ich in den 7 Stunden gepflückt habe, habe ich nämlich gerade mal 15 Sol bekommen. Zum Glück bin ich nich drauf angewiesen...

So bin ich wieder um eine Erfahrung reicher aus der vida campesina, wobei noch erwähnt werden muss, dass ich inzwischen auch Eselgeritten bin und wohl erstmalig legal Feigengeraubt hab. Und eine illegale Melone, mit den Kids. Die werden mir zwar normalerweise auch geschenkt, wenn ich nur am Melonenfeld vorbeilaufe, aber so wars viel aufregender :)

Samstag, 7. Januar 2012

Cuzco und Costa



Feliz año! Da bin ich nun wieder in Ica, und Montag geht es dann auch mal wieder nach San Pedro, voll neuer Ideen und gut ausgeruht nach nun doch recht langen Ferien. Was seither geschah:

Die Heimreise aus dem Regenwald war schoen und spannend, aber garnicht gefaehrlich und ich bin kein bisschen ausgeraubt und ueberhaupt nicht ueberfallen worden. Zurueck ueber die Interoceanica mitten durch den Dschungel und ueber viele, viele Speedbumps. In Puerto Maldonado war diesmal auch Zeit fuer einen Rundgang und die Besichtigung einer TiNi in einem grossartigen Oeko-Resort, aber leider keine Zeit zum Verweilen und fuer das Ayahuascaritual - ein Grund mehr zurueckzukommen (Abschiede in Peru sind sowieso recht ruhig, statt Sentimentalitaet zu schieben fragen sie mich lieber, wann ich das naechste Mal wiederkomme).

Dann eine Nachtfahrt hoch nach Cuzco, fuer das ich mir diesmal einen Tag Zeit nehme. Mit ein paar Brasilianern aus dem Bus erkunde ich die huebsche Plaza de Armas mit den schiefen Stufen, den Markt (fuer Fruehstueck und Handicraft-Shopping) und Qoricancha, ein Kloster auf Inkamauern, von denen allerdings enttaeuschend wenig uebrig ist. Dann trennen wir uns, weil die ein bisschen lahm sind und ich so wenig Zeit habe und noch ein bisschen in den Pflastersteinigen Gassen herumstreifen und noch mehr Inkasteine anschauen will. Ich erklimme keuchend und schwitzend (bei strahlender Sonne auf ueber 3000 Meter) Sacsaywaman, eine alte Inkafestung, von denen zwischen bunten Bergblumen noch ein paar Mauern stehen. Ohne Zweifel nett anzusehen, aber noch spannender sind die kuscheligen Lamas, die dort herumstreifen, mit bunten Bommeln in den Ohren, und die sich ganz bereitwillig streicheln lassen. Ich besuche noch den benachbarten Cristo Blanco und schaue mir mit ihm die Stadt von oben an, und belohne meine Tour mit Glutensteak und Karotten-Orangensaft, denn die Touristen haben auch den Vegetarismus nach Cuzco gebracht, juchhei!

Ueber Silvester dann Costa, ich fahre mit Lucho und einigen Freunden nach Chincha an den Strand, Delfine gucken, Muscheln sammeln, Lagerfeuer, Gitarre, Pisco. Erstmalig tunke ich meine Fuesse in den Pazifik, und wegen Wind, starker Bewoelkung und dem daraus resultierenden Nordseefeeling bleibt es zunaechst auch. An Neujahr aber kommt auch die Sonne zurueck, und das Jahr beginnt mit einem herrlich erfrischenden Bad mit tollen Wellen und anschliessendem Nutellafruestueck (wenn man bezahlen will, kriegt man hier naemlich durchaus alles, was das Herz begehrt, und man goennt sich ja sonst nix :).

Kaum in Ica zurueck, muss Lucho auch schon wieder nach Lima, und ich fahre mit, in der Hoffnung, auch noch die schoenen Seiten dieser laermigen Wuestenstadt zu entdecken. Meine Hoffnung wird erfuellt, tatsaechlich findet man auf gezieltes Suchen noch die huebschen Kolonialbauten mit spanischen Balkonen und maurischen Arabesken, Parks mit wilden Kunstwerken und Wasserspielen nebst der dazugehoerigen Ausstellung zur fatalen Wassersituation in der Region. Ich bin wohl eine der wenigen, die wirklich aufmerksam stehenbleibt, aber immerhin zwinge ich Lucho dazu, einige der Texte zu lesen :)

Und schliesslich lerne ich auch endlich Huacachina kennen, die bei Ica gelegene (inzwischen kuenstlich am Leben erhaltene) Lagune, ein altes Kurbad zwischen Sandduenen, das seine Heilwirkung zwar verloren hat, nichtsdestotrotz aber langsam von Hippies und Weltenbummlern erobert wird. It's all happening!