Sonntag, 1. Juli 2012

Reflexiones.

Bis heute Morgen war dieser Tag irgendwie immer noch recht weit weg, aber dann war er auf einmal doch da. Ich bin mitten in der Heimreise, zwischen Caracas und Frankfurt, und es ist wohl Zeit, ein bisschen zurück und ein bisschen nach vorn zu schauen. Ich bin sehr zufrieden, mit dem was ich gemacht habe. Die Ania-Arbeit war bestimmt bisher die am sinnvollsten verbrachte Zeit meines jungen Lebens. Währenddessen, und auch beim Reisen, hab ich ganz viel gelernt und bin daran schön gewachsen.

Das Geheimrezept für die umfassende und ganzheitlich nachhaltige Entwicklung ist mir zwar immer noch nicht eingefallen, aber ich hab ein paar neue Ideen dazu. Und immer noch bin ich überzeugt davon, dass Bildung der richtige Zugang ist, die Menschen und die Welt besser zu machen. Die Peruaner, die rumpöbeln, Müll auf die Straße werfen oder lethargisch auf Hilfe von außen warten, tun das ja nicht (immer :p) aus Dummheit oder Böswilligkeit, sondern weils ihnen niemand anders gezeigt hat. Machismo, Stillstand und Umweltschweinereien sind zwar in unserer Zeit und in meinen Augen schon obsolet, aber man muss Peru einfach zugestehen, dass es noch garnicht so lange her ist, als die Leute noch ganz, ganz andere Probleme hatten, als nachhaltige Entwicklung. Ja, ich muss eingestehen, dass es sehr schwer sein muss, zu recyceln, wenn man nicht weiß ob in der Mülltonne vielleicht ein Senderista sitzt, um mit Bomben zu werfen. Und wenn es erst keine Recyclingtonne gibt, gar noch schwieriger.
Aber jetzt gibt es welche, und sogar in San Pedro, und jetzt fehlt es einfach nur noch, dass man ihnen persistent und liebevoll erklärt, welcher Müll in welche Tonne gehört, und das ist ja, dank der durchaus schlüssigen Farbcodierung, garnicht so schwer.

Und meine Person? Tatsächlich bin ich glaube ich durchaus gelassener und unabhängiger geworden, und trotz der immer auch mal wieder gescheiterten Sozialbeziehungen (Frauen und Männer können in Peru einfach noch keine Freunde sein), mutiger und offener. An ALLEM kann man ja IMMER noch ein bisschen arbeiten, aber ich bin für den Moment ganz zufrieden. Neben jeder Menge Umweltbildung und Reise-Know-How habe ich außerdem gelernt, nur mit einer Nagelschere bewaffnet einen halbwegs akzeptablen Stufenschnitt in meine Haare zu zaubern, dass Parasiten eine sehr effektive Abnehmkur sind, dass man Bücher besser aus Deutschland mitbringt, denn die literarirische Situation ist hier wahrlich prekär, und dass die Welt tatsächlich nur ganz schwer zum Untergang zu bewegen ist.
Ich habe vielleicht noch nicht das absolut sichere Glücksrezept gefunden, aber ich habe einige neue Ideen dafür. Habe Verzicht und Freiheit gelebt, zwischen Staub und jeder Menge kleiner Tierchen, und das ein oder andere Abenteuer, von dem man den Enkeln mal erzählen kann. Habe mit viel gutem Willen einen Latino geliebt und es immerhin fertiggebracht, dass wir im Guten auseinandergehen.

Ich bin traurig, zu gehen - mit sehr viel Wehmut betrachte ich aus der Luft die majestätische Sierra und denke "Peru, du bist so schön" - aber natürlich freu ich mich auch auf zu Hause. Es gibt leider noch immer keinen Plan für die fernere Zukunft, aber in den nächsten Tagen wird es nötig sein, sehr viel Leitungswasser zu trinken ohne Bauchweh zu kriegen, Schwarzwälder Torte mit echten Kirschen zu essen und infolgedessen 5 Kilo zuzunehmen, in dem ein oder anderen sauberen See zu baden, Salsa tanzen zu gehen ohne sich allzu gringa zu fühlen, meine eigenen Saxophone zu spielen, ganz viele Leute zu knuddeln und trotzdem einige Pisco Sours, mindestens einmal Locro und vielleicht ein paar Chocotejas zuzubereiten.

Bleibt nur noch, Danke zu sagen. Danke Mama und Papa, fürs mich-schließlich-doch-verstehen, danke Chris und Kadi, fürs mich-besuchen, danke liebe Oma und lieber anonymer Teil vom Spenderkreise, fürs Spenderkreis-sein, danke alle, mich-nicht-vergessen-und-trotz-lahmer-Verbindungen-Kontakt-halten, danke weltwärts für den Zuschuss, danke Carmen, Gilbert und Marieta fürs Eltern-sein und all das leckere Essen, Mili fürs zusammen-schimpfen-können, Manuel für jede Menge Unfug und ein wenig Ernst, danke Stefania fürs Bäumepflanzen und Weitermachen, danke Ninyos fürs mich-in-den-Wahnsinn-treiben-und-zum-lachen-bringen, und danke Lucho, für das gleiche, fürs lernen-wollen y por todo el cariño tan valioso.

Und nach dieser Orgie an Bindestrichen schließt dieses Aventura und dieser Blog. Pass auch du auf dich auf, Peru. Wer weiß, wann wir uns wiedersehen.

Mittwoch, 27. Juni 2012

La experiencia cafetera.

Popayan ist klein, kolonial, sauber und als ich ankomme, sogar autofrei. Die Kolumbianier sind naemlich tatsaechlich Radfahrer und geniessen es, gelegentlich Strassen zu sperren, um die Busfahrer zu aergern und dem Radln zu froenen. Ich freue mich zuerst ueber Muelltrennung und Recyclingklopapier im Hostel (in Kolumbien sind sie da verhaeltnismaessig weit - spaeter soll ich sogar noch wiederverwendbare Gepaeckscheine kennenlernen!), schlendere eine Weile durch die weissgetuenchten Gassen und lege mich einbisschen bei der ueberdimensionierten roten Backsteinbruecke ins Gras, bis der Regen einsetzt (das ist im Caucatal nachmittags so). Abends treffe ich Alicia, die mich im Bus von Cali kennengelernt und gleich in ihr Haus eingeladen hat, und wir verbringen einen sehr lieben Abend, zusammen mit ihrer Tochter Tatjana und einer leckeren Trucha.

Leider laesst mein Plan nicht zu, laenger zu verweilen, die Zona cafetera ruft mich. Salento ist ca. 3 Kilometer lang und 2 Kilometer breit, und wenn pittoresk einen SUperlativ hat, dann ist dieses Staedtchen das pittoreskeste seiner Art. Jedes Haus, ganz im Antioquischen Stil, hat Tueren und Balkone in einer anderen Farbe, an der Plaza Mayor warten lustige alte Jeeps, die "Willy" heissen, und die Gehwege haben Blumenmuster eingeritzt. Aussenrum ist alles satt gruenes Tal mit idyllisch vor sich hinbrausendem Fluss. Ich befreunde mich mit zwei Steiermarkern und bewandere mich mit ihnen das schoene Cocora-Tal, beruehmt fuer die langen Wachspalmen, die einzeln aus den gruenen Wiesen spriessen, und das bis 60 Meter lang. Der Weg geht zuerst ueber besagte Weiden und fuehrt dann in dichten Nebelwald, in dem mehrere lustig wackelnde Bruecken ueber den Quindia zu ueberqueren sind. Ueberlebt man dies unbeschadet, darf man im kleinen privaten Naturreservat Acaime die vielen Kolibris bestaunen und richtig gute Schokolade trinken. Abends bin ich (wohl durch die Jugend meiner beiden Begleiter inspiriert) immer noch fit genug, mit den Jungs Tejo spielen zu gehen - mit Bleischeiben auf Pulverdreiecke werfen, wenns explodiert gibts Punkte. Das ist ein bisschen schwierig, und nach einer Weile probieren wir lieber noch Sapo - mit Muenzen auf Metallene Froesche werfen, wenns explodiert wird Aguardiente getrunken. Das koennen wir besser, und der Abend wird noch sehr lustig. Am naechsten Tag schleppen wir uns folgenschwer und entsprechend langsam zur Kaffeefarm des Sonnenuntergangs (El Ocaso), und begehen unterwegs noch den schweren Fehler, dem Aguardiente ein grosses Glas saure Ananas-Chicha hinterherzukippen. Aber, wir kommen an, und ein lustiger kleiner Mann mit Hut und Schnauzer, ganz wie in der Werbung, erklaert uns den Kaffee. Und schliesslich fuert mich mein Weg noch zu den magisch schoenen Santa-Rita-Wasserfaellen, diesmal zu Pferde. Den Muskelkater ist es wert, denn der Weg ist herrlich, ueber Stoecke und Steine und Fluesse und Wiesen und durch Tunnels an Tausenden von Schmetterlingen vorbei.

Meine letzte Station ist die Oekooekofince von Pedro und seiner Familie, 2 Stunden zu Fuss von Salento, versteckt am Ende der Welt und nur durch Mundpropaganda zu finden. Es ist ein wunderbarer Ort, und ich habe selten so ruhige und zufriedene Menschen wie Pedro, Mar, Nita und Sarah getroffen. Pedro hat konventionelle Landwirtschaft studiert, weil seine Eltern dachten, das sei gut fuer ihn und er wuerde damit ein ganz grosser Mann werden. Aber er wollte nicht hoeren, dass man ueber viele Kilometer die gleiche Pflanze anbaut und immer die neuesten Umweltgifte kaufen muss - und lebt heute in seinem selbstgebauten Haus inmitten eines selbsternannten Naturreservats, das mit seiner Hilfe von Rinderweide wieder zu Urwald wird. Dazwischen wachsen sehr vereinzelt ein paar Kaffeepflanzen, von denen der leckere Oekooekokaffee verkauft wird (und es ist tatsaechlich moeglich, den ganzen Prozess am gleichen Ort durchzufueren - kein einziger Zwischenhaendler!). Ausserdem gibt es ein paar Bananen, Avokadobaeume, diverses Obst, ein paar Getreideversuche und zwei Rasenmaeherziegen, die das invasive Monsantogras fressen sollen, einen wuscheligen Hund und ein kleines scheues Pferd. Das alles macht offenbar nicht allzu viel Arbeit, denn es ist sehr viel Zeit, vom offenen Wohnzimmer aus Berge und Voegel zu bestaunen, in der vielfaeltigen Buechersammlung zu schmoekern (es gibt Momo in 3 Sprachen!), seltene Baeume zu pflanzen, Knuepftechniken auszutauschen, mir den Kaffeeprozess zu erklaeren und vom Leben zu schwaermen. Abends gibt es spektakulaeren Sonnenuntergang statt Fernseher, und danach ist es dunkel - fuer 10 Stunden. Dabei geht alles so ruhig und harmonisch zu, dass man es kaum fuer moeglich haelt. Irgendwann, erzaehlt Pedro, haben sie eben das "immer mehr!-Prinzip hinter sich gelassen, und laben jetyt die "genug"-Idee. Ich merke, wie ich staendig mit einem besonnenen, zufriedenen Laecheln im Gesicht herumlaufe. Das ist so wie jeden Tag Sonntag.

Es ist danach ein bisschen seltsam, zurueck im elektrifizierten, motorisierten Leben zu sein. Allerdings Bogotá ist grrross, aber irgendwie sympathisch, Da gibt es Boulevards mit Wasserspielen und Palmen, bunte, schoene Graffitis statt grauer Mauern, einen winzigen uralten Stadtkern der auch so aussieht, eine Seilbahn auf den Cerro Monserrate, von wo man die verrueckte Ausdehnung der Stadt, aber auch das satte, in Frieden gelassene Gruen dahinter begutachten kann, jede Menge Buchlaeden und nette kleine Quinoa-Restaurants. Couchsurfer Ivan, Bogotariano, leistet mir den ganzen Tag Gesellschaft, zeigt mir die immense, moderne Privatuni, die voll mit Macs steht und auf dem Dach tolle Aussicht hat, und nachmittzusammen suchen wir die bogotarianische Kultur, aber die hat leider Dienstags zu. Ich bringe ihm dafuer meine deutschen Lieblingswoerter bei, und wir trinken einen letzten Tinto (das ist hir Kaffee, nicht Wein, was mich erst stutzen laesst) ueber den Daechern der Stadt. Cuidate, Kolumbien, bis zum naechsten Mal.





Montag, 18. Juni 2012

En los dedos de mis pies crecen hongos de colores.

Eigentlich wollte ich nur ein paar Tage bleiben, und doch verbringe ich am Ende ueber eine Woche bei den etwas abgehobenen, aber sehr liebevollen Oekos in der Ecoaldea Atlàntida. Wer haette gedacht, dass mitten in Suedamerika ein solches Experiment des friedlichen Zusammenlebens von Menschen und Natur funktioniert - und ich bin sehr gluecklich darueber, nach einem sehr schoenen Aufenthalt voll stiller Kontemplation, spirituellen Wachstums, Bloedeleien mit den anderen Hippiemaedls, koerperlicher Arbeit und Studium der Permakultur.


Als ich nach der durchtanzten Nacht in Cali in der Comunidad im bildschoenen Caucatal ankomme, werde ich gleich ins Temascal eingeladen, einem Schwitzhuettenritual indianischer Tradition, bei dem circa 4 Stunden lang gesungen, Mutter Erde, Vater Himmel und Grossvater Feuer gehuldigt und - naja, eben geschwitzt wird. Noch am selben Abend werde ich Freundin von Dala, die auch gerade zu Besuch ist, und Tami, die seit 5 Jahren in Atlàntida lebt. Zusammen werden im Lauf der Tage dann Regenwassertanks geschrubbt, organisch und vegetarische Mahlzeiten in der grossen Gemeinschaftskueche zubereitet (darunter 218 Arepas, columbianische Maisfladen und Saft aus bestimmt 100 haendisch ausgepressten Orangen), ein aerober Kompost gebaut, Baeumchen gepflanzt und Orchideen gerettet. Ausserdem wird mit der schoenen Helena afrikanisch und orientalisch getanzt und in Zen und Yoga meditiert. Ansonsten finde ich ein heisses Buch ueber Permakultur in der Bibliothek, dem ich mich hemmungslos hingebe, und zwischen all dem findet sich auch immer einer der lieben Mitbewohner aus den farbenfrohen Huetten der Comunidad, mit dem man Schokoklade mit Kaese trinken kann. Morgens baden wir uns in einem nahen, eiskalten Wasserfall zwischen hundert bunten Schmetterlingen, lassen uns nackt von der Sonne trocknen und abends sitzen wir mit dem staendig Grasrauchenden Chris am Lagerfeuer, und alles ist harmonische Stille mit leisem Grillenzirpen, sanfter Rausch, sternklarer Himmel und funkelnde Gluehwuermchen. Schliesslich nehme ich auch am Ayahuascaritual teil, bei dem eine ganze Nacht gesungen, gebetet und Yahè, uebelschmeckender Lianensaft getrunken wird, was mir allerdings hauptsaechlich bitteres Erbrechen und relativ wenig Erleuchtung und Antworten bringt (Mono, der Schamane und seine compañera Yami allerdings bewundern meine beeindruckende, starke Aura waehrend der Zeremonie). Tami versucht es am naechsten Tag noch mit indianischen Totemtierkarten, auch nicht sonderlich aufschlussreich, aber sehr huebsch. Ich verlasse die Atlantiden nach schwerem Abschied mit Dala gen Popayan, zufrieden, klueger und der Pachamama noch ein kleines Stueck naeher.

Samstag, 9. Juni 2012

La princesa del occidente.

Die letzten Tage in Galapagos waren noch perfekte Ferien - Radtour zu einem Aussichtspunkt ueber einem geheimnisvollen RIesenkrater und einem weissen Strand, wo mich Lenins lustige Freunde zu leckeren Linsen und Tamarindensaft einluden, Vollendung der TiNi mit Monica, Sebas und Elkin, die mich garnicht gehen lassen wollten, Schnorcheln mit Haien in Tortuga Bay und eine schoene Abschiedsfeier mit den Anialeuten.

Dann den Rucksack wieder auf den Ruecken, zurueck ins Backpackerleben. Verbringe einen sehr netten Abend mit ein paar Amimaedls mit Oekoessen im Kalaricafè, das ich noch von meinem letzten Besuch kenne und ein bisschen Salsa, aber nur ein bisschen, denn morgens geht es bald gen Kolumbien. Ecuador zu verlassen stellt sich als schwieriger heraus als Kolumbien zu betreten, weil mal wieder das lustige Registriersystem der Ecuadorianer kaputtgeht, aber ich finde ein paar nette Australier in der Warteschlange, mit denen ich dann auch weiter nach Cali reise, dem Paradies fuer Salsataenzer.

Jetzt bin ich schon gut 24 Stunden in Kolumbien, habe vom Bus aus ein paar Militaers mit gruseligen Gewehren gesehen, aber noch keinen einzigen Drogenhaendler. Allerdings hab ich gehoert, dass die auch nicht so auffaellige Uniformen tragen. Falls ich doch noch einen finde.. Bestellungen bitte per private message :D Jedenfalls fuehlt es sich kaum gefaehrlich an, und ich gewohne mich schon langsam ans alleine reisen, denn ich muss zugeben, dass ichs zuerst in Ecuador schon ein bisschen anstrengend fand, blond und weiss und ohne Latino, der sein Territorium verteidigt, durch die Strassen zu laufen. Man kann noch so verwuschelt und ranzig morgens aus dem Bus steigen - die Kerls denken immer noch, frau sei eine waschechte Prinzessin aus dem Abendland. Ich habe beschlossen, das witzig zu finden...  ausserdem hat mir neulich ein Typ im Bus erklaert, dass die Gringofrauen ueberhaupt nur kommen, um die Lations zu voegeln. Ich war so frei, mich davon auszunehmen. Und hab mir von den Amimaedels diesen gewissen "Yes, I`m a woman solo traveller - and a tough one" - Spirit abgeschaut. Ich weiss jetzt ziemlich gut, wie Flughaefen, Taxis und Busterminals funktionieren, tu mich gelegentlich mit anderen Gringos zusammen und hatte bisher tatsaechlich immer ein ganz gutes Gespuer dafuer, wem man trauen kann und wem nicht, bzw. bis zu welchem Punkt. Ansonsten bin ich meist ganz zufrieden allein und lerne, mir selbst zu genuegen. Und so einfach ist das auch garnicht mit dem Alleinesein. Auf zwei Stunden Spaziergang im Zentrum hab ich zwei Optionen fuer Salsaverabredungen heute Abend klargemacht... viva la fiesta!

Montag, 4. Juni 2012

Bellavista.

Alles ruhig in Galapagos. Ich wohne jetzt seit einer Woche in Javis kleinem Haus, das er sich am Rand von Bellavista im oberen Teil der Insel aus Ruinen aufgebaut hat, inmitten von Bananen und Feigen und seinem selbstangelegten Biogarten. Der Nachbarshund Lucy besucht mich regelmaessig, aber sonst hab ich so ziemlich alles fuer mich, weil Javi bis spaet arbeitet, und es ist gut mal wieder selbststaendig zu sein und selber kochen zu duerfen. Wenn ich mich einsam fuehle, geh ich mit Ania hoch in den Ort und spiele mit den Kindern dort, und Bellavista hat jetzt eine erste TiNi, ganz wunderschoen mit Orchideen, Gemuese und nativen Pflanzen, ganz wie es sein soll. Die Kids sind viel einfacher zu handeln als in San Pedro, es ist ganz unglaublich, wie motiviert und wohlerzogen die sind, sie warten immer schon sehnsuechtig auf meine Besuche, und als ich sagte, dass ich am Donnerstag wegfliege haben sie heftig protestiert und vorgeschlagen, dass ich doch fuer immer hierbleiben koennte.
Inzwischen hab ich auch die anderen Leute im Projekt kennengelernt, ein bisschen Knowledge Transfer betrieben und von meinen Erfahrungen berichtet, und bei der konzeptuellen Arbeit fuer das Projekt geholfen. Mir scheint, dass Galapagos viel weiter entwickelt ist als der Kontinent, was Umweltbewusstsein angeht, wohl durch die internationale Aufmerksamkeit, die auf den Inseln ruht, aber das liegt moeglicherweise an der Ziehung von Menschen, die ich kennengelernt habe.. dieselben sagen mir, dass trotzdem noch viel zu tun ist. Fuer mich aber ist es sehr erfrischend, in dieser Enklave den Fortschritt zu sehen :)

Ausserdem war noch ein bisschen Zeit, finstere Lavatunnels anzugucken, das war ziemlich abenteuerlich weil reichlich dunkel und mystisch wie, sagen wir, die Minen von Moria, um rauszukommen in gruenbuntem Tropengestruepp. Durch selbiges gab es ausserdem eine schoene Fahrradtour mit den Anialeuten, auf der uns jede Menge Roadkills, jedoch keine Tortugas begegneten. Aber die Aussicht war sehr huebsch und mal wieder ein Fahrrad zu haben, einfach grossartig :)

Samstag, 26. Mai 2012

Galapagos contra el Destino.


Die letzten Tage in San Pedro waren noch besonders schoen, so als wuerde es mir zu verstehen geben wollen, dass ich noch ein bisschen bleiben sollte. Es gab staendig liebe Abrazos von allen Seiten und jede Menge Fiesta, erst TiNi-Geburtstag im Bosque mit Spielen, leckerer Chicha von Carmen und Schokoladentore auf den frisch genesenen Magen. Am letzten Tag dann grosses Nudelessen mit Reden, wieder Abrazos und Baendchentauschen, und alles war sehr, sehr traurig. Zum Trost durfte ich am naechsten Tag in Ica beim Pflanzen von 740 Huarangos helfen. Damit duerfte der Rueckflug wohl kompensiert sein. Dann sollte es, nachdem endlich, endlich meine neue Kreditkarte in Lima angekommen war, eigentlich zuegig nach Galapagos gehen, aber durch verschiedene widrige Umstaende sollte es noch weitere 5 Tage dauern, bis ich endlich eine funktionierende Karte in den Haenden hielt. Ich vertrieb mir die Zeit mit Marieta, Luchos Mama, um heftig auf die Latinomaenner zu schiempfen, und Mili, die mich zu einer piscoschweren Abschiedsnacht in der ohrenbetaeubenden "Who" ueberredete. In Lima dann war es nicht schwer, die Zeit rumzubringen, weil wie immer fuer jeden Weg Stuuunden draufgehen, in denen man sich ausserdem fein die Lungen vergiftet, aber ich darf mich inzwischen doch wohl als Fortgeschrittene im Mikrobusfahren bezeichen.

Und, oh Wunder, am Mittwoch sass ich im Bus nach Guayaquil, am Donnerstag in einem ueberteuerten Hotelzimmer in eben dieser (nicht sehr anschaulichen) Stadt und am Freitag im Flieger nach Galapagos. Und moeglicherweise sind die Inseln die 110 Dollar Eintritt werd. Alles ist sehr relaxt und ich fuehl mich nach wenigen Stunden hier schon ziemlich erholt nach all dem Kampf gegen das Schicksal, dass mich Peru nicht verlassen lassen wollte. Mein Freund Javi, der die TiNis nach Galapagos geholt hat und mich eingeladen hat, arbeitet gerade in einem anderem Projekt und hat mich erstmal bei seinem ziemlich relaxten Freund David und dessen Familie untergebracht, die in einem wunderschoenen selbstgebauten Haus inmitten sehr weichen Grases wohnen. Die Dusche ist draussen und nur sehr notduerftig mit einem Vorhang blickgeschuetzt, und mein Bett ist in einem Erker in der Kueche, in den morgens von allen Seiten die Sonne scheint. David ist ziemlich relaxt und redet ein bisschen langsam, weil er Zeit hat, sagt er, an den Schildkroeten sollten wir uns ein Beispiel nehmen, trotzdem hat er ziemlich viel Ahnung und arbeitet in einer Oekokaffeeplantage und an einem Fahrradkurierprojekt. Sein wunderschoener Bruder Diego macht die ganze Zeit Handstand und anderen Unfug und hat auch grad Gaeste da, und alle sind willkommen und sollen sich wie zuhause fuehlen. Es gibt Muelltrennung und ein paar Baumbabys, einige Gitarren, eine Mundharmonika und ein Tenorsaxophon, und gesternabend haben wir tatsaechlich ein bisschen gejammt.

David hat mich ausserdem zu ein paar sehr feinen kleinen Straenden gefuehrt, wo Magroven stehen (es gibt sie wirklich! Baeume die Salzwasser trinken!) und Leguane vorbeischwimmen (Leguane koennen schwimmen!) und perfekt weisser Sand auf perfekt tuerkises Wasser und perfekt schwarze Lavabrocken trifft. Ein Stueck weiter wohnt Lonesome George, die letzte Riesenschildkroete der Inseldynastie von San Cristobal, in der Riesenschildkroetenaufzuchtstation. Wie alle seine Artgenossen ist er ziemlcih relaxt und bewegt sich nur in Zeitlupe. Klar, wenn man 170 Jahre Zeit zum Leben hat...
Und dann war ich noch in den Grietas, einer Art Galapagosfjord, wo junge Huepfer an den Vulkangesteinwaenden hochklettern und hinunterspringen. Wenn man von den laermigen Turis ein bisschen wegschwimmt kommt man an einen grossen glatten Felsen und dahinter ist noch eine Grieta, aber die ist ganz verlassen und es sieht aus wie in einem Tomb-Raider-Computerspiel. Mit Lenin, einem frisch kennengelernten Galapagueño, der mir seine Taucherbrille leiht, traue ich mich auch noch ein Stueck weiter und lerne ausserdem noch jede Menge riesige Fische und eine kleine Moraene kennen. Relaxt.

Freitag, 11. Mai 2012

Pueblo de Bulla.

San Pedro ist ja schon ein bisschen wie Bullerbü. In San Jacinto ist aus dem nichts ein Junge aufgetaucht, der sieht aus wie Lasse. Und wenn die Lehrerin krank wird, kommen die Kinder mit selbstgepflueckten Blumen ans Krankenbett und wuenschen sich, dass sie bald wieder gesund werden moege. Habe mir die Freiheit genommen, mich nach der ueberstandenen Erkaeltung einen Tag mit Magenkraempfen ins Bett zu legen. Süß auch Carmens Fuersorge und allseitige Spekulationen, woher die Beschwerden kommen. Favorit eindeutig die Kuhmilch, gleich nach der Mango, die ich am Vortag verzehrt hatte, dabei ist beides das leckerste seiner Art, was ich auf der ganzen Welt probiert habe.

Wenn ich nicht mit Kranksein beschaeftigt bin, fröne ich der jetzt wirklich vollkommen freiwilligen Arbeit mit den Kids und warte auf meine neue Kreditkarte. Als neues Projekt haben wir die Tienda de Ninyos angefangen, den Kinderladen. Nachdem die Kinder alle Materialen, die man ihnen kauft, hemmungslos verquasen, sollen sie sich die jetzt verdienen muessen. Ich habe jede Menge Samen durchloechert, die die Kinder zu huebschen Armbaendchen gemacht haben, aus ein paar Metern geschenktem Stoff und einer alten Hose von mir hab ich Taschen genaeht (ich liebe Carmens Naehmaschine), die die Kinder mit einem großen Aniastempel und dem Slogen "Planeta sin Plastico" bedruckt haben, und aus dem herumliegenden Espino, an dem sich die Kinder in der Tini stechen, haben wir voellig oekologische Zahnstocher gemacht. Ich habe mit Carmen verhandelt, und sie wird einen Teil ihres Ladens als Ecotienda zur Verfuegung stellen. Außerdem gibt sie jetzt auch keine Plastiktueten mehr aus, und statt dem Wegwerfgeschirr, in dem sie samstags Chanfaina verkauft, hat sie bunte Tupperschuesseln gekauft. Ich bin stolz auf meine liebe Mamá peruana, und auch ein bisschen auf mich, weil sich doch auch ganz ohne intensive Bildungsarbeit durch das bloße Zusammenleben mit mir mein Umfeld ein kleines bisschen umweltfreundlicher macht.

Donnerstag, 3. Mai 2012

El norte.

Nachdem Chris uns nach einem gemuetlichen Szenebar-Pisco in Cuzco verlassen hat, fahren Kadi und ich im guenstigeren und wackligeren Schneckenbus du huebsche Strecke an die Kueste zurueck. Es ist so schoen, nach San Pedro zurueckzukommen! Auch wenn natuerlich die Stimmung insgesamt ein bisschen traurig war - ich weiss nicht, ob ich in meinem deutschen Zuhause schonmal von einem so grossen Prozentsatz der Einwohner so herzlich empfangen wurde. Wir bleiben ein paar Tage im Dorf, besuchen verschiedene Totenmessen fuer Gilbert, nehmen viel in den Arm und werden viel in den Arm genommen, und sind beruhigt zu sehen, wie Carmen nach Abreise all der anstrengenden Verwandten schon fast wieder die alte, ausgeglichene und liebe Frau ist und schon ganz gute Plaene fuers weitermachen hat.
Fuer uns geht es dann noch eine Woche nach Norden, erst nach Huaraz, selbt ausser dem Artesania-Markt recht unspektakular, viel schoener aber die Doerfer, die wir von dort aus erkunden. Zunaechst Yungay, das nach einem gewaltigen Erdrutsch 1970, auf dem heute zwischen den Truemmern ein aussergewoehnlich praechtiger Park protzt, nebenan komplett neu erstanden ist. Und in unserem Hostal werden wir so nett von der Señora umsorgt, bekocht, beplaudert und bestrickt, dass es uns richtig leid tut, dass wir am naechsten Tag gleich weiter ins unaussprechliche Humacchuco fahren, mitten in die Berge, zu einer unglaublich lieben Familie, die uns lecker Maissuppe, Cachangafladen, eine breite Auswahl Kartoffelsorten und selbst gefischte Trucha serviert. Und Sohn Ariel und Primo Danilo fuehren uns uns durch wilde Polylepsis- oder Quenual-Waelder zu der malerischen, tuerkisblauen Chinacocha-Lagune. Die wird in ihrer Schoen- Klar- und Blauheit nur noch von der noch hoeheren Laguna 69 uebertroffen wird, die wir am naechsten Tag erwandern.
Nach einer Diskonacht in Huaraz (wir versuchen angestrengt, Freitagnachts sehr guenstig ueber einer Musikkneipe zu schlafen) geht es ueber einen Pass mit kompliziertem Quechuanamen nach Chavin, und wieder rauben uns die Schoenheit der Strecke den Atem und ihre Kurven das magentechnische Wohlbefinden. Dort haben wir vor dem Regen dann gerade noch Zeit, auch die hiesige Aniaschule zu besuchen und uns bei der bezaubernden Filomena auf der Terasse ihres Restaurants einen passablen Zeltplatz zu organisieren. Wir kriegen Cedron-Tee fuer meine Erkaeltung und eine Fuehrung durch ihren Biohuerto, und finden es beide ein bisschen erschreckend, dass wir uns so sehr ueber die Existenz netter Leute freuen - so als sei das eine Ausnahme. Ist es in Wirklichkeit natuerlich nicht, aber manchmal muss man sich so arg ueber Inkompetenz oder Faulheit oder Betrugsversuche einzelner Locals aergern, dass der Kontrast uns so ins Auge sticht.
Die Ruinen haben wir dann am naechsten Morgen ganz fuer uns allein, spielen in den dunklen Labyrinthgaengen verstecken, staunen ueber die schiere Groesse der einzelnen Bausteine und der ganzen Anlage und amuesieren uns ueber die witzigen Fratzen, die die alten Chaviner dort hineingeritzt haben, um offenbar einzelne, berauschte Unglaeubige zu erschrecken. Wir aalen uns noch kurz in den heissen Schwefelquellen, um mal all den ganzen Reisedreck loszuwerden. So fahren dann ungewoehnlich duftend ins 3000 Meter tiefere Trujillo, was mir fast mein verschnupftes Gehoer zerplatzt, aber wir sind natuerlich zu stur um wegen ein bisschen Krankheit den Reiseplan zu aendern, und ueberhaupt, Meer tut ja bekanntlich ganz gut bei sowas. Wir sehen Chan Chan, riesige alte Lehmmauern mit huebschen Reliefen drin, die Huaca de la Luna mit wirklich beachtlichen bunten und perfekt erhaltenen Wandbildern, halten die Fuesse ins Meer, baumeln in Haengematten mit Maracuyasaft, kratzen die Bed-Bug-Bisse aus inzwischen sicher 15 Hostels und feiern Kadis Abschied mit viel kostenlosem Pisco mit ein paar peruanischen Oekos (peruanische Oekos!) am Strand und auf einem leider ziemlich langweiligen Geburtstag, auf den wir spontan eingeladen werden.
Kadis Flug nach dem Reisebuero-Pfusch neu zu organisieren kostet uns einen ganzen Tag Zeit, viele ausgeraufte Haare und mehrere Straenge Nerven, aber wir sind stark und kaempferisch, Kadi sitzt im Flieger, und ich bin wieder allein.. schoene Reise, und schoen, dass ihr zwei da wart! :)

La maravilla turística.






Ja, also Machu Picchu..die Ruinen sind schon gut, aber noch erstaunlicher ist der Hype. Nachdem wir herausgefunden hatten, wie teuer und stressig das werden wuerde, haben wir nochmal gruendlich ueberlegt, das wirklich zu machen.. aber fuer die Alternative Choquequirao hatten wir nicht genug Zeit. Also von Quillabamba nach Santa Maria fuer 12 Soles, dann im schlecht verhandelten Taxi fuer 39 Soles nach Santa Teresa, wo wir uns von der waghalsigen Fahrt erstmal in den wunderschoenen Thermalquellen erholen mussten. Dann ein Combi zur Hydroelectricastation, 15 Soles, von dort statt dem 18-Dollarzug zu Fuss die 13 Kilometer nach Aguas Calientes. Eine gute Entscheidung, grossartige Strecke durch Nebelwald am Urubamba entlang, natuerlich im Regen, das gehoert zum Abenteuer ja dazu, und bis in die Nacht hinein. Zum Glueck finden wir gleich ein bezahlbares Hostel und vegetarisches fuer je 20 Soles. Tickets je 140 Soles, auf den Bus nach oben verzichten wir, wegen 17 Dollars cada uno, und stehen dafuer gleich um 4 Uhr wieder auf, um oben den Sonnenaufgang ueber der Ruinenstadt zu erwischen. Das haben wir uns natuerlich fein ausgedacht, aber dabei nicht unbedingt mit dem dichten Nebel gerechnet, der sich erst um 11 lichtet. Naja, wir klettern inzwischen, obwohl nach dem ersten Aufstieg weder sehr fit noch besonders gut gelaunt auf den Machu-Picchu-Berg, frieren und hungern dort ein wenig, Essen und Trinken sind natuerlich auf dem Gelaende nicht erlaubt, und ja - als die Sonne herauskommt, werden wir irgendwie fuer alles entlohnt. Die Aussicht sehr, sehr schoen, und die unten in so grosser Zahl und mit so beeindruckender Fertigkeit aufeinandergeschichteten alten Steine haben etwas Magisches an sich. Oder vielleicht freuen wir uns auch nur so sehr ueber die reingeschmuckelten Quinoa-Schnitten, dass wir unsere Aufregung falsch attribuieren.. jedenfalls steigen wir wesentlich froher wieder vom Berg, und koennen jetzt auch die herrliche Vegetation begutachten mit ihren komplizierten, aber genialen Blattformen- und Groessen und all den spektakulaeren Blueten in allen Farben. Wir irren dann ein bisschen durch die Inkastadt selbst, denken uns lustige Geschichten ueber die verschiedenen Sites aus, die die teuren Guides alle noch nicht wissen, versuchen vergeblich die dekorativ herumgrasenden Lamas zu streicheln und machen uns dann auf die feuchten Socken (es regnet schon wieder), um den 59-Dollarzug nach Cuzco noch zu erwischen, so teuer kann das werden, wenn man sich keine Zeit fuer Umwege nimmt.

Mittwoch, 18. April 2012

Selva ràpida.


Auf der Suche nach einem guenstigen Weg nach Machu Picchu kommen wir nach Quillabamba. Fuer unsere Sparsamkeit leiden wir siebeneinhalb Stunden lang in einem Minivan auf sehr holpriger und kurviger Staubstrasse (immerhin derzeit passierbar, was inder Regenzeit nicht unbedingt der Fall ist) und mit der Zeit etwas nerviger Huaynomusik. Dafuer kriegen wir noch ein bisschen Dschungel mit, die etwas coolere Lebensweise in einer kleinen Stadt, in der wir uns viel sicherer fuehlen als anderswo und so ziemlich die einzigen Touristen sind. Wir passen uns an, lassen es langsam angehen und kurieren erstmal unsere Andenbedingten Muskelkater, im huebschen Wasserfall Siete Tinajas, der angeblich ausserdem noch antikonzeptive Wirkungen haben soll. Erzaehlt man uns allerdings erst nach dem Baden. Ausserdem kann man hier noch fein auf glitschigen Felsen herumklettern, seltsame Fruechte und frische Kokosnuss essen und jede menge witzige Tiere bewundern, zB den armen fluegelbeschnittenen Ara, der dafuer ziemlich gut Hola sagen kann.
Am zweiten Tag lassen wir uns zu einer gefuehrten Dschungeltour nach Madre Selva hinreissen, die trotz des recht verschwiegenen Guides durchaus interessant ist, weil Dschungel einfach schoen ist, und wir sehen soger ein paar endemische Voegel und jede Menge bunte Schmetterlinge und essen Granadilla frisch vom Baum und Yacòn, wieder ein neues Tubèrculo. Schoen auch der Besuch bei den spanischen Hippies, die ganz weit oben eine kleine Dscungellodge aufziehen, sich annaehernd auto-suficiente versorgen und sich fuer den Schutzstatus des Gebietes einsetzen. Sehr wichtig angesichts der Geschichten aus den benachbarten Gebieten, wo den Natives nach allerlei Luegen und Versprechungen jede Menge Land abgeschwatzt wurde um eine haessliche Gaspipeline zu bauen. Pfui. Man moechte dableiben und gleich mitmachen, aber Machu Picchu ruft...

PS: Selva-typisch funktioniert hier natuerlich mein Webmailer nicht. Bitte alle Delays zu entschuldigen!

Aventuras por el Ausangate.


Ein sehr guenstiger, ziemlich dreckiger und furchtbar langsamer Bus bringt uns auf wunderschoener Strecke zum Nabel des alten Inkareichs (Qos´qo). Dort laeuft spntan alles ganz anders als geplant. Statt dem Salkantaytrek nach Machu Picchu lassen wir uns von Couchsurfer Charly dazu ueberreden, in sein Stammgebiet zum ausangate zu fahren, der hoechste Berg in der Region, und keine schlechte Wahl. Statt Tourgruppen und uebermarkierter Wege (wie es angeblich auf dem Salkantay ist) geniessen wir unser Abenteuer ganz allein, querfeldein im Schatten des maechtigen Eisriesen. Zum Hochklettern ist keine Zeit und nach all dem Sorroche trauen wir unserer Hoehenkondition auch nicht so ganz, aber wir vergnuegen uns auch so drei Tage lang auf doch immerhin fast 5000 Metern und kommen erstaunlich gut klar. Am ersten Tag geht es durch steinige Taeler mit suessen kleinen Gnomkakteen zu wunderschoenen Lagunen, wo niedliche Vizcachas wohnen. Am naechsten Morgen nach dem ueberstandenen Hagel dann ueber weite Hochmoore, weiche Moosballen, die die Knie schonen und durch das ein oder andere Wasserloch (danke, liebe Yaklederschuhe), vorbei an kleinen Gehoeften mit schuechternen, Quechua-only Bewohnern, die ganz bestimmt nicht viele Gringos zu Gesicht kriegen, und durch einige wuschelige Alpakaherden, zwischen deren Ausscheidungen sich winzige, vielfarbige Bluemchen hervortrauen. Als erneut der Hagelsturm zu wueten beginnt, bleiben wir an einer verwunschenen Kirchenruine, nicht das allerbeste Omen, denn in der gleichen Nacht laesst ueberraschend Gilbert in Lima sein Leben.
Nichtsahnend waschen wir uns morgens bei den ersten Sonnenstrahlen im eiskalten Bach und wandern zu heissen Schwefelquellen, die den mueden Beinen guttun, dann weiter ins Tal, wo wir einen weiteren wunderschoenen Zeltplatz an einer versteckten Flusswindung finden.
Auf dem Rueckweg nach Cuzco halten wir kurz in Huacarpay, um eine Aniaschule zu besichteigen. Wir werden herzlich empfangen und stolz herumgefuehrt, hier gibt es ungefaehr alles aus dem Aniamanual, und wir werden zum leckeren Mittagessen eingeladen, Tarwi (Andengetreide) mit TiNi-Gemuese. Herrlich.

Donnerstag, 12. April 2012

Ania en Amantaní


Natuerlich reist ja auch meine Ania-Puppe mit uns, und oeffnet uns ueberall Herzen von Kindern und Erwachsenen, so auch am Titicacasee. Puno selbst allerdings wollte sie nicht sehen - viel zu viel Laerm und Dreck, am interessantesten der vollkommen veralgte und etwas uebelriechende "Oeko-Malecon", ein abgetrennter Teil des Titicacasees. Nach den einzigen interessant erscheinenden Sehenswuerdigkeiten der Stadt, dem liebevoll restaurierten Oldtimer-Schiff "Yavari" und dem winzigen Coca- und Folkloremuseum und dem mit Trachten, masken und religiosen Objekten vollgestopften Ladenmuseum einer Inkafrau, in das wir zufaellig stolperten, flohen wir daher auch gleich der Stadt, zuerst nach Chucuito mit raetselhaften, riesigen Stein-Phalussen und danach auf die beruehmten Inseln. Ueber die schwimmenden Urosinseln wird ja viel gelaestert, von wegen touristischer Fassade und wenig Authentizitaet, aber ich fand die Show eigentlich ganz schoen, man muss es eben mehr wie ein Freiluftmuseum sehen. Auch ein bisschen absurd, anzunehmen, dass man Leuten beim wirklichen Leben zuschaut, das waer ja wie wenn bei mir Touristen ins Wohnzimmer gucken, ein bisschen weird. Jedenfalls bin ich doch sehr zufrieden, diese kuriose Lebensform einmal gesehen zu haben, hegte ich diesen Wunsch doch schon seit Kindestagen, da mir die Mama einen Postkartenkalender mit Bildern aus aller Welt schenkte, dieses Bild ist mir bis heute in Erinnerung, und jetzt war ich selber ganz wirklich da.
Nach Uros gings nach Amantaní, wo wir von der bezaubernden kleinen Rut in Empfang genommen wurde, die uns zum Haus ihrer Familie fuehrte, wo wir von Mutter Luzmarie mit einem nach Chicha riechenden Zimmer, Quinoasuppe und verschiedenen Kartoffelsorten versorgt wurden. Anschliessend wurden wir von Rut und Bruder auf die beiden hoechsten Huegel (immerhin auf ca. 4300 Meter) gefuert, um zwei abgeschlossene Inkaruinen (Pachamama- und Pachatata-Tempel) von aussen zu begutachten. Die selbst waren maessig spannend, viel impressionanter war die Aussicht, bis nach Bolivien und ueber den ganzen immensen See, der sich mit dem anruecken der Gewitterwolken immer dramatisch tiefblauer faerbte. Und fuer mich das suesseste Detail war, wir Rut, die meine Ania sofort adoptiert hatte, den ganzen Weg in ihrem Blumenbestickten Rucksacktuch auf alle beiden Huegel schleppte. Dabei erklaerte ich noch Anias Mission, was darin endete, dass Rut und ich den Touristendreck vom Wegesrand aufhoben und halbwegs korrekt in den aufgestellten Muelleimern entsorgte. Das Schicksal dieses Muells allerdings endet dann doch am Strand oder im Feuer, wie wir am naechsten Tag bei der Abreise feststellen durften. Am zweiten Tag gings bei strahlendem (und braeunendem! in 6 Monaten an der Costa bin ich nicht so verbrannt wie in 3 Tagen auf dem Altiplano!) Sonnenschein ging die sehr gemaechliche Fahrt weiter nach Taquile, wo wir nach den ermuedenden 500 Stufen die ruhige (keine Autos und nur Solarstrom!), fast mediterran anmutenden Insel genossen. Die Stille nahm allerdings bald ein Ende, als mal wieder irgendwelche lauten Osterfeierlichkeiten einsetzten, und so kamen wir noch in den Genuss von den Anfaengen einiger traditioneller Taenze in wild-bunten Kostuemen von Drachen, Kobolden bis Gorillabaeren.
Unser Punoaufenthalt endete noch mit einer spannenden Nacht im Hospedaje Terminal Terrestre - direkt im Busbahnhof. Einschlafen zu den lauten Rufen der Buscompanz-Schreier.. Arequipaarequipaarequipaaaaaaa.... :)

Samstag, 7. April 2012

Yeti en los Andes.







Nachdem ich letzte Woche zuerst Kadi und dann Chris in Lima abgeholt habe (und Microfahren alleine ist ueberhaupt nicht so schwierig und gefaehrlich, wie mir immer suggeriert wurde!), wir dort Katakomben und Knochen, Kultur im MALI und El-Condor-Pasa-Spielende Watchguards, das Barranco und ein buntes Antirassismuszentrum gesehen, vegetarisches Menue in altem Eisenbahnwagen und Pisco Sour und Algarrobina in der Catedral de Pisco zu uns genommen haben, haben wir noch zwei schoene Tage in San Pedro verbracht und jede Menge Blumensamen unter meinen Kindern verteilt und vorlaeufig Abschied genommen.

Jetzt sind wir richtig in den Bergen. Zwei Tage haben wir uns in Arequipa genommen, Kathedrale mit uralter huebscher Orgel und Aussichts-Glockenturm gesehen, den riesigen Markt Don Camillo und die alten Terrassen von Paucarpata. Dann gings in den Colcacanyon, ueber Nacht und ueber wackelige Staubstrassen, neben mir dick eingepackte bunte Colcafrauen, im Gepaeckraum Huehner und Ziegen, und fuer 40 Soles (und das noch runtergehandelt von 70) darf man dann auch die Condors am Mirador Cruz del Condor anschauen. Dazu ist es allerdings richtig arg kalt, wenn man sich den Spass macht, vor den anderen Touristen anzukommen. Zu Fuss dann nach Cabanaconde am aeussersten Ende vom bevoelkerten Canyon, immer die schneebedeckten Berge und den ca. 1000 Meter tiefen Abgrund im Blick. Dann setzt der Regen ein und wir verschieben den Abstieg auf den naechsten Tag, was eine gute Idee ist, weil bei schoenem intensiven Sonnenschein macht das viel mehr Spass. Unten wartet Sangalle, eine Oase mit lauwarmem Vulkanwasser, aber auf nur noch 2300 Meter ist es angenehm mediterran warm. Bergauf merkt man aber doch die Hoehe, alle 10 Minuten muss eine Pause eingelegt werden, um den Puls wieder ein bisschen runterzukriegen. Wir schaffens aber ohne Mulihilfe nd mit nur ganz wenig Sorroche, Hoehenkrankheit. Der Bus nach Yanque, am anderen Ausgang ovm Canyon, geht erst spaet abends, und spaet abends in Yanque schlafen schon alle Hostelbesitzer. Wir lernen das Dorf bei Nacht kennen und gluecklicherweise Silverio, der uns ein Zimmer mit Matrazen zur Verfuegung stellt, und morgens mit heissem Wasser, Arroz con Leche und Mazamorra versorgt, muy agradecidos. Wir schaffen unsere mueden Glieder nach Uyo Uyo hinueber, ein paar Prae-Inka/Inka/Spanier-Ruinen auf der anderen Seite des Flusses, alte Steine unter wunderschoenen Kakteen und Myriaden herrlich gelber Blumen in schoenstem Sonnenschein, und es duftet ein bisschen nach italienischen Inseln und alles was man hoert sind Voegel und das Plaetschern des ein oder anderen Riochuelos. Und schliesslich schaffen wir es ueber verschlungene Pfade noch hinauf zu einem impresionante Wasserfall mit furchtbar kaltem Mismi-Wasser, das uns die Fuesse erfrischt und sehr gluecklich macht. Zurueck nach Arequipa entgehen uns zwar die scheuen Vizcachas, aber es geht quer durchs Vicunyareservat und grosse Lama-Alpaca-Herden, durch Hochmoore, kalte Wolken und karge Steinwuesten. Schoen, die Anden.

Montag, 26. März 2012

Resumen.




Die letzte Woche war schön, und ich bin zufrieden, mit meinem Programm ganz gut durchgekommen zu sein. Vormittags haben wir wie wild recycelt, Zeitungen, Tetrapacks, Dosen, Plastikflaschen, und ein weiterer Reifen haben die Lagune verlassen und ein neues Leben als Grußkarten, Geldbörsen, Spielzeug oder Schaukel angefangen. Ich bin zufrieden.
Als letzten offiziellen Akt habe ich die Recyclingtonnen aufgestellt, mit einer Kette gegen Diebstahl gesichert, und wollte eigentlich, dass die Kinder das gelernte den Erwachsenen zeigen, aber die Erwachsenen wollten nicht, die haben beschäftigt getan und sich gewundert. Naja, die nächste Generation ist ja dann jetzt so weit.

Im Wald haben wir einen Spieletisch, ein großes Aniaschild und eine Jurte installiert, die ich aus gespendeten Stoffen auf Carmens Nähmaschine zusammengeschneidert hab. Das war ein Spaß, so mit Muskelkraft-Antrieb und so, und nur ganz wenig Zicken :)
Freitag sollte dann noch meine Abschieds-Übernachtung im BoNi sein, aber jetzt ist schon Schule, und von allen Kindern durfte nur Manuel über Nacht bleiben, die anderen hatten ganz furchtbar viel mit ihren Heften zu tun. Wesentlich übersichtlicher so, ruhig und lagerfeuerromantisch, mit halb verbrannten Kartoffeln a la Huancaina, ohne Mond, aber sternenklar.

Zwischendurch bin ich auf den Huarango zwischen den beiden Dörfern gestiegen, der, der so eine schöne Liegefläche auf einem waagrechten Ast hat, habe mir den Sonnernuntergang hinterm Cerro angesehen und resümiert. Ich bin zufrieden, das Glas ist halb voll. Also von dem, was ich lehren wollte, sehe ich das, was angekommen ist. Und was ich erst gelernt habe... die viele Geduld, die Fähigkeit, Erwartungen herunterzuschrauben und Ansprüche milieuspezifisch anzupassen, weniger streng mit mir selbst zu sein, mich von Rückschlägen zu erholen... sehr wertvoll. Meine Umweltbildungsarbeit war für mich spannende Probierwerkstatt, was funktioniert und was nicht, und ich bin Expertin im Ania-Konzept geworden, das mich immer noch fasziniert. Ich war live im Dorfleben zwischen Tieren und Staub dabei, im Baumwollfeld, im Schlamm und im Sand, ich hab gesehen wie sie mitten im Dorf Müll abladen oder verbrennen, Huarangos fällen und sich gegenseitig anzicken, wie Geld für medizinische Versorgung, manchmal auch für Strom fehlt, aber manchmal auch der Wille. Manches tragisch, aber wahr. Immer spannend.
Bei allem bin ich nicht gebrochen und habe weiter Batterien vom Boden aufgehoben, auch wenn es mir manchmal wie ein Tropfen auf den heißen Stein war, und fast immer war ich nett, auch wenn andere ungezogen waren, weil so gehts auch. Fast immer. Und, ich hab gelernt, dass mich die Chacra zufrieden macht. Ganz besonders im Kontrast zu Lima oder Ica, wo es ständig laut und miefig und grau ist. Ich hab gelernt, den Smalltalk auf dem Land zu sprechen, und ich hab das ziemlich gut ertragen, ja sogar mögen gelernt. Auch wenn ich froh bin, dass man mir schon früh gezeigt hat, mir auch über andere Dinge Gedanken zu machen als Maisaussaat, Nierenleiden und all die wilden Partnertausche im Dorf (pueblo pequenyo - infierno grande!, ach, über die Klatschkultur könnte man noch einen eigenen Blog schreiben :) Danke, Bildung.

Montag, 19. März 2012

Del silencio tipo San Pedro.

Ruhe nach dem Sturm. Die Baumwollernte ist vorbei, die Baumwollkinder sind wieder in ihren Heimatdörfern und auf einmal ist abends wieder die idyllische San-Pedro-Stille eingekehrt. Unterstützt natürlich wie immer durch den ein oder anderen Stromausfall.
Nach ein paar Tagen dann doch ein bisschen barbarischer Hitze kündigt sich dann auch schon langsam der Herbst an, und nachts wird es wieder kühl unter den Funkelsternen. Der Fratz ist mit Kerstin, der anderen Voluntärinnen-Katze, ganz offenbar auf Roadtrip in den Dünen unterwegs, und ich muss mich ersatzweise an meine Aniapuppe kuscheln.

In einer Woche ist das Weltwärtsprogramm um, also 6 Monate sind seit meiner Ankunft vergangen. Und zwar ganz schön fix. Ich könnte durchaus noch eine Weile hierbleiben. San Pedro ist schon ein sehr hübsches Fleckchen Erde, trotz manch ekliger Ecken (die Abwässergräben und die Mülllagune zum Beispiel). Aber man genießt den Schatten viel mehr, wenn überall die Sonne brennt, und überall laufen Tiere rum, und Vögel singen zu jeder Tages- und Nachtzeit, der Sand in den Dünen ist einfach unglaublich weich und warm und angenehm, und der Himmel überm Cerro hat jeden Abend eine andere megastarke Färbung. Und auch wenn vor Ort eigentlich niemand meine Arbeit ernstnimmt (wenn ich auf TiNiRunde oder in den BoNi gehe, fragen immer alle, ob ich spazierengehe) und die Kinder echt anstrengend sein können, macht sie unglaublich Spaß. Drum scheint es den anderen wahrscheinlich nicht als Arbeit. Und es ist ja auch wahr, dass ich echt viel am Spielen bin, bloß die Wichtigkeit dessen hat hier noch keiner erkannt. Überhaupt, Kindheit als wertvoll und wichtig zu betrachten, das ist hier noch nicht so richtig angekommen. Aber jetz war ja ich da, und ich glaub die Kinder haben ein bisschen eine Idee davon gekriegt, dass sie wertvoll und wichtig sind. Und die Erwachsenen haben gesehen, dass die coolen Gringos sich um die Bäume und die Blumen kümmern, keine Angst vor der Natur haben, Kinder gut behandeln und keine Tiere essen, und nicht alle halten das für die caprichos von reichen Spinnern.

Zu der Aufbruchs- und Katze-ist-weggelaufen-Melancholie kommt jetzt auch noch, dass es Gastpapa Gilbert ziemlich schlecht geht, die ökonomischen und medizinischen Möglichkeiten eingeschränkt und in der Gastfamilie alle traurig sind. Das ist schade und auch ziemlich ungerecht, weil Gilbert und Carmen so liebe und ehrliche Leute sind, die ganz ohne Bildung hart gearbeitet haben, und jetzt geht all das Ersparte für so eine blöde Krankheit drauf. Und jeder hat so seine Art, damit umzugehen. Ich verkaufe im Dorf Knüpfbändchen, aber lustiger ist noch, was die wiedergekehrte Profesora Margarita tut. Die hat nämlich extra die Kapelle saubergemacht, um San Pedrito, also den Dorfheiligen, gnädig zu stimmen. Und dann ist sie auf einen Stuhl geklettert, um seine Hand zu nehmen und für Gilbert zu bitten. Hat sie mir ganz stolz und sehr katholisch und ziemlich ausführlich genau beschrieben.
Die Kapelle ist übrigens das schönste Bauwerk im ganzen Dorf, so schön wohnt keiner außer San Pedrito. Ironischerweise hat der Bau der Kapelle vor zwei Jahren auch einen großen Teil von dem Geld verschlungen, das Gilbert jetzt fehlt...

Montag, 12. März 2012

De la vida cotidiana y la fiesta de Yunsa.





Es ist immer noch Sommer, in meinem Klassenzimmer kohabitiere ich friedlich mit Skorpionen und Grillen (und immer noch ziemlich vielen Mücken, die aber nicht mehr so schlimm pieksen), und alles ist staubig und sandig, woran ich mich aber schon laengst gewoehnt habe. Die Hitze geht nochmal in die vollen, und ab 11 Uhr morgens werden tatsaechlich alle Bewegungen so träge, dass man den eigenen Koerper kaum wiedererkennen mag. Abends aber kann man nach wie vor fein in den Dünen spielen, mit Manuel Ziegen hüten gehen oder mit den Kindern Samen pulen und Maiskornmosaike legen. Nachdem die Baumwollkinder nach und nach in ihre Doerfer zurueckgekehrt sind, die ansaessigen Kinder es aber noch nicht fuer noetig halten, in der Schule zu erscheinen, nutze ich die Zeit fuer ganz viel TiNi-Arbeit. So haben jetzt endlich auch Grecia und Cristofer, Luchito, Nicol und Jesus ihre TiNis bekommen, eigentlich Nachbarn von mir, nachdem die aber nicht in der Dorfschule studieren, wurden sie bisher vom Projekt uebersehen. Und weil sie nicht in der Dorfschule studieren, sondern woanders bessere Bildung und Aufmerksamkeit bekommen, zeigen sie sich auch weitaus empfaenglicher fuer das Projekt als andere Kinder.

Natürlich auch ein paar Rückschläge, wie immer, damit muss man ja auch umgehen lernen. Leslis und Lidias Mama hat erneut ihre TiNi dem Erdboden gleichgemacht, um auf dem Platz ein Fest zu machen, dass dann doch nie stattfand. Marcos und Juan lassen ihre Gaerten voellig verwahrlosen. Und Milenia, obwohl sie giesst und sich kuemmert, kriegt in der Erde, die sie hat, einfach keinen Samen zum keimen. An manchen Stellen sind die Begebenheiten vielleicht einfach noch nicht so weit, dass das Projekt funktionieren kann...

Im BoNi leben noch 11 Bäumchen, von ursprünglich 20, aber die verblieben sind grün und gesund. Ich denke mir jedes Mal neue Tricks aus, das Wasser in die Dünen zu bekommen, nachdem alle umliegenden Brunnen inzwischen trocken sind. Per Anhalter, Esel, oder zum Wassertraeger umfunktioniertes Kind bzw. Kati war schon alles dabei. Letzte Woche war ich so verwegen, mit den Kindern im Cerro zu übernachten. Das ist schon recht aufregend, wenn eine Horde von 10 Wuselkindern mitten in der Nacht dann ueberall Lagerfeuer anzuendet, ein Teil stundenlang in den Dünen verschwindet und ein anderer Teil wild ueber die Schlaflager hüpft. Nicht zu vergessen die ca. 7 Hunde, die uns begleiten und mitten in der Nacht unvermittelt zu jaulen und zu kämpfen anfangen. Harte Probe für meine Gelassenheit.

Dann am vergangenen Wochenende das Yunsa-Fest, Sinnbild fuer alles, wogegen ich hier anzukämpfen versuche: Ein Baum wird ermordet, auf dem Dorfplatz mit hässlichen Plastikobjekten behängt und wieder eingegraben. Dann wird abends drum herumgetanzt und nach und nach werden verschiedene Leute ausgewaehlt, um mit dem Beil auf den Stamm einzuhauen. Dazu gibt es Cachina, angegorenen Traubensaft, und man bewirft sich mit buntem Talk. Wer den letzten Schlag tut, der den Baum faellt, muss im naechsten Jahr das Fest ausrichten. Dann stürzen sich alle wie vom Affen gebissen auf den armen gefallenen Baum, um ihm die haesslichen Plastikobjekte zu entreissen. Und schliesslich wird noch bei viel zu lauter Musik bis in die Morgenstunden ziemlich lahm Cumbia getanzt.
Ich hab das eine Weile mitgemacht, weil das Rundtanzen auch ganz lustig war, aber dann demonstrativ das Faellen abgelehnt und lautstark mein Mitleid mit dem Baum kundgetan. Und am morgen danach hab ich mit Chepi, einem grossen Baumfreund, eine Demo organsiert, fuer Yunsa 2013 - pflanzen statt fällen.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Secuestradores y aventuras




Die Sonne brennt und die Tage fliegen vorbei. Es ist heiß und staubig, aber es ist Erntezeit. Wenn ich Tinis Hogares besuchen gehe, um Erde umzugraben, Lehm und Sand mit den Füßen zu mischen, aus Plastikflaschen Blumentöpfe oder kleine Gewächshäuser zu bauen oder einfach nur viele bunte Blumen auf Tini-Zäune zu malen, komme ich nie ohne frische Feigen, Mangos oder Trauben zurück.

Ich habe Besuch von Tine und Svenja, Exfreiwilligen vom Zwischenseminar, und wenn ich mit ihnen durch die Gegend streife, in den Cerros rumkrieche und nach dem Lagerfeuer mit Stockbrot und Marshmallows in den Huarangos übernachte, fällt mir selbst aufs Neue auf, wie schön es hier ist. Die Baumwollkinder sind eine große Hilfe, der BoNi floriert, die Bäumchen sind glücklich und grün, obwohl wir das Wasser von immer weiter her anschleppen müssen, in der Schultini ist neu angesät, den frechen Hühnern die die Triebe fressen, sind die Flügel gestutzt worden, und Ania ist froh, nachdem wir sie letzte Woche bei einer wilden Ralley aus den Händen gemeiner Umweltsünder gerettet haben.

Das Wochenende führte uns ins teure und heiße Paracas, eine wüste, aber schöne Halbinsel mit vorgelagerten Inseln, wo dicke Seehunde und winzige Humboldtpinguine wohnen, wo Perus berühmte Vogelkacke abgebaut wird und wo ein geheimnisvoller Geoglyph in Form eines riesigen Kandelabers auf der Seeseite einer der Dünen angebracht wurde, von Piraten, Freimaurern oder Präkolumbianern, das weiß keiner so genau. Und schon wieder nicht ausgeraubt worden. Ob wir wohl zu arm und ranzig wirken?

Die Kinder wollen jetzt die abgeschnittenen Hühnerfedern zu Recycling-Traumfängern verarbeiten, drum bleibt dieser Eintrag kurz. Wenn der nächste Strom kommt, wird er online gehen. Beste sonnige Grüße und warme abrazos nach der Winterhalbkugel!