Montag, 18. Juni 2012

En los dedos de mis pies crecen hongos de colores.

Eigentlich wollte ich nur ein paar Tage bleiben, und doch verbringe ich am Ende ueber eine Woche bei den etwas abgehobenen, aber sehr liebevollen Oekos in der Ecoaldea Atlàntida. Wer haette gedacht, dass mitten in Suedamerika ein solches Experiment des friedlichen Zusammenlebens von Menschen und Natur funktioniert - und ich bin sehr gluecklich darueber, nach einem sehr schoenen Aufenthalt voll stiller Kontemplation, spirituellen Wachstums, Bloedeleien mit den anderen Hippiemaedls, koerperlicher Arbeit und Studium der Permakultur.


Als ich nach der durchtanzten Nacht in Cali in der Comunidad im bildschoenen Caucatal ankomme, werde ich gleich ins Temascal eingeladen, einem Schwitzhuettenritual indianischer Tradition, bei dem circa 4 Stunden lang gesungen, Mutter Erde, Vater Himmel und Grossvater Feuer gehuldigt und - naja, eben geschwitzt wird. Noch am selben Abend werde ich Freundin von Dala, die auch gerade zu Besuch ist, und Tami, die seit 5 Jahren in Atlàntida lebt. Zusammen werden im Lauf der Tage dann Regenwassertanks geschrubbt, organisch und vegetarische Mahlzeiten in der grossen Gemeinschaftskueche zubereitet (darunter 218 Arepas, columbianische Maisfladen und Saft aus bestimmt 100 haendisch ausgepressten Orangen), ein aerober Kompost gebaut, Baeumchen gepflanzt und Orchideen gerettet. Ausserdem wird mit der schoenen Helena afrikanisch und orientalisch getanzt und in Zen und Yoga meditiert. Ansonsten finde ich ein heisses Buch ueber Permakultur in der Bibliothek, dem ich mich hemmungslos hingebe, und zwischen all dem findet sich auch immer einer der lieben Mitbewohner aus den farbenfrohen Huetten der Comunidad, mit dem man Schokoklade mit Kaese trinken kann. Morgens baden wir uns in einem nahen, eiskalten Wasserfall zwischen hundert bunten Schmetterlingen, lassen uns nackt von der Sonne trocknen und abends sitzen wir mit dem staendig Grasrauchenden Chris am Lagerfeuer, und alles ist harmonische Stille mit leisem Grillenzirpen, sanfter Rausch, sternklarer Himmel und funkelnde Gluehwuermchen. Schliesslich nehme ich auch am Ayahuascaritual teil, bei dem eine ganze Nacht gesungen, gebetet und Yahè, uebelschmeckender Lianensaft getrunken wird, was mir allerdings hauptsaechlich bitteres Erbrechen und relativ wenig Erleuchtung und Antworten bringt (Mono, der Schamane und seine compañera Yami allerdings bewundern meine beeindruckende, starke Aura waehrend der Zeremonie). Tami versucht es am naechsten Tag noch mit indianischen Totemtierkarten, auch nicht sonderlich aufschlussreich, aber sehr huebsch. Ich verlasse die Atlantiden nach schwerem Abschied mit Dala gen Popayan, zufrieden, klueger und der Pachamama noch ein kleines Stueck naeher.

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