Mittwoch, 29. Februar 2012

Secuestradores y aventuras




Die Sonne brennt und die Tage fliegen vorbei. Es ist heiß und staubig, aber es ist Erntezeit. Wenn ich Tinis Hogares besuchen gehe, um Erde umzugraben, Lehm und Sand mit den Füßen zu mischen, aus Plastikflaschen Blumentöpfe oder kleine Gewächshäuser zu bauen oder einfach nur viele bunte Blumen auf Tini-Zäune zu malen, komme ich nie ohne frische Feigen, Mangos oder Trauben zurück.

Ich habe Besuch von Tine und Svenja, Exfreiwilligen vom Zwischenseminar, und wenn ich mit ihnen durch die Gegend streife, in den Cerros rumkrieche und nach dem Lagerfeuer mit Stockbrot und Marshmallows in den Huarangos übernachte, fällt mir selbst aufs Neue auf, wie schön es hier ist. Die Baumwollkinder sind eine große Hilfe, der BoNi floriert, die Bäumchen sind glücklich und grün, obwohl wir das Wasser von immer weiter her anschleppen müssen, in der Schultini ist neu angesät, den frechen Hühnern die die Triebe fressen, sind die Flügel gestutzt worden, und Ania ist froh, nachdem wir sie letzte Woche bei einer wilden Ralley aus den Händen gemeiner Umweltsünder gerettet haben.

Das Wochenende führte uns ins teure und heiße Paracas, eine wüste, aber schöne Halbinsel mit vorgelagerten Inseln, wo dicke Seehunde und winzige Humboldtpinguine wohnen, wo Perus berühmte Vogelkacke abgebaut wird und wo ein geheimnisvoller Geoglyph in Form eines riesigen Kandelabers auf der Seeseite einer der Dünen angebracht wurde, von Piraten, Freimaurern oder Präkolumbianern, das weiß keiner so genau. Und schon wieder nicht ausgeraubt worden. Ob wir wohl zu arm und ranzig wirken?

Die Kinder wollen jetzt die abgeschnittenen Hühnerfedern zu Recycling-Traumfängern verarbeiten, drum bleibt dieser Eintrag kurz. Wenn der nächste Strom kommt, wird er online gehen. Beste sonnige Grüße und warme abrazos nach der Winterhalbkugel!

Samstag, 18. Februar 2012

Días de Iluminación

Wieder mal war ich San Pedro untreu und eine Woche in Chincha unterwegs, in Alto Laran auf Ania-Fortbildung. Nicht dass ich das inhaltlichn ach nunmehr 4 Monaten TiNi-Arbeit noch dringend gebraucht hätte, nichtsdestotrotz sehr erhellende Tage mit grossartiger Besetzung, verschiedenen TiNi-Besuchen, praktischer Anwendung, jeden Morgen Yoga, Qi Gong oder Tai Chi, und jeder Menge positiver Energie. Joaquín, der Gründer und geistiger Papa von Ania, ist wunderbar charismatisch und begeistert bei der Sache, was unglaublich mitreisst. Ich habe südamerikanische Ökos kennengelernt, was mir sehr gut getan hat, mal wieder mit Leuten zusammen zu sein, die auf der gleichen Welle reiten und mich nicht als Absurdum sehen, das hier als lustiger Hippie versucht die Welt zu retten, weil es offenbar zu viel Zeit übrig hat :D Alto Laran ist ausserdem ein regelrechtes TiNi-Dorf, und trotz knapper Ressourcen (obwohl nicht sooo knapp wie in San Pedro oder gar San Jacinto) spriessen die TiNis nur so aus dem Boden, und alle wollen mitmachen und sind überhaupt toll.

Jetzt, wo ich voll bin mit neuen Ideen und mein Ania-Konzept frisch gestärkt wurde, ist vielleicht ein schöner Moment, das mit den TiNis und so mal genauer zu erklären. Wir beginnen damit, bei den Kindern ansatzweise ein Problembewusstsein zu entwickeln, indem darauf hingewiesen wird, wo es dem Planeten schlecht geht, verdreckte Natur, misshandelte Tiere undsoweiter. Dann kommt Ania ins Spiel, (inzwischen als ganz niedliche (Recycling-)Stoffpuppe auch in natura in San Pedro vor Ort) und macht ihren Job ganz grossartig, indem sie sich nämlich allein mit ihrem lieben Gesichtchen schon in die Herzen der Kinder (und Erwachsenen) strahlt. Dann werden die Geschichten erzäehlt, in denen Ania ihre Mission erhält, nämlich in den Menschen den Respekt und die Liebe zur Natur wiederzuentdecken. Wenn das verstanden ist, hat man schon halb gewonnen, weil die Kids dabei natürlich mithelfen wollen. Und, tadaa, dafür hat Ania doch auch gleich den richtigen Weg parat, nämlich eine Tierra de Niños anlegen, und damit ein kleines Stück Erde schonmal retten. Dabei ist ganz wichtig, dass das die Kinder Protagonisten sind, damit sie sich im Prozess des Weltrettens wichtig fühlen und als fähig begreifen, einen Unterschied zu machen, auch wenn er klein ist. Nicht zuletzt will Ania ja auch Selbstbewusstsein und Kinderrechte unterstützen.
Es geht dann weiter damit, einen geeignetes Stück Erde zu suchen, das können auch ein paar Blumentöpfe sein, und die Erwachsenen dazu zu bringen, den Kindern dauerhaft dieses Stueck Erde zu übergeben, das wird auch alles schön wichtig und offiziell mit hübschen Urkunden und Unterschriften gemacht, wo die Eltern versprechen, den Kindern das Land nicht wieder wegzunehmen und die Kinder umgekehrt, dass sie sich gut kümmern werden, immer giessen und fleissig sähen wollen. Dann wird geplant, bei grösseren TiNis zumindest, da wird gebrainstormt, was alles reinmuss in die TiNi und was überhaupt und wenn ja wie umsetzbar ist, und daraus wird dann eine schöne Vision gemalt, gebastelt oder kollagiert. Motivationsphase zuende, und alles wird umgesetzt. Wenn die TiNi steht und läuft, muss das auch anerkannt werden, Urkunden, Besuche, Wettbewerbe, Medienaufmerksamkeit, alles schon vorgekommen. Die Anerkennung macht die Projekte nachhaltig, und bei einigen grösseren TiNis an Schulen bilden sich Komitees aus Schülern, die die Instandhaltung organisieren, und parallel gibt es Workshops rund um Gärtnern, Verschönern und Umweltschutz.

In dieser Phase bin ich grad mit der Schul-TiNi in San Pedro, nur dass, wie ja schon öfter geschildert, in der Motivationsphase offenbar was schiefgelaufen ist. Jetzt wo noch viele Baumwollkinder dasind, will ich das nutzen, um im BoNi gut voranzukommen und diesmal alles richtig zu machen, und hoffentlich auch die einheimischen Kinder genügend mitzureissen. Manchmal bin ich nämlich mit einem ganzen Haufen Kinder von ausserhalb unterwegs, und aus San Pedro ist nur die kleine Esperanza dabei. Macht allerdings nichts, auch das ist schon ein wichtiger Beitrag, und Esperanza heisst ausserdem Hoffnung :)

Sonntag, 5. Februar 2012

De monos y chocolate.

Und wieder bin ich durch geschicktes Reisen nach Ecuador dem Erdbeben in Ica entkommen. Das Weltwärts-Zwischenseminar hat mich nach Misahuallí im tropischen Oriente geführt, durch die ganze wüste peruanische Costa, die doch nicht überall gleich aussieht und - mit den richtigen Augen gesehen - richtig schön sein kann, durch die ecuadorianischen Nebelwälder hoch nach Quito, das sich kalt und regnerisch, aber ruhig und sauber auf 2750 Metern Höhe präsentiert, nach Tena und von dort hinein in den Dschungel. Alles in guter Stimmung, mit Leuten aus aller Welt sprechend, tanzend, lesend, Choclo con Queso (Mais mit Käse) essend und Baby-Mangos aussaugend, vergehen die vier Tage Reise (one way) ganz gut :)
Misahuallí ist ein kleines Dschungeldorf am Río Napo mit Sandstrand, bunten tropischen Blumen und Riesenbäumen, für die man 38 Leute braucht, um sie zu umarmen. Und besonders viel Spaß machen die vielen halbwilden Kapuzineräffchen, Meister darin, die Touristen um ihr Eis oder anderen Süßkram zu berauben.Nach vier Tagen Gerede am Strand haben wir dann genug vom Reflektieren und hängen noch einen Tag Tourismus an, bei einer Indígena-Community, deren Frauen uns Kichwa-Klassen und Tanzstunden geben, uns Schokolade machen lassen und Knüpftechniken mit Regenwaldsamen zeigen und uns eine Einführung geben in Naturmeditation auf dem vom Dorf verehrten Riesenstein. Alles mit schöner Bemalung aus Naturfarben im Gesicht und Kronen aus Palmenblättern.

Delicias del Perú.



Mir ist aufgefallen, dass der Blog allzu oft einen zu bitteren Ton hat. Drum ist es notwendig, mal einen Eintrag lang NUR von schönen Dingen zu schreiben :)
Endlich bin ich auf den Cerro gestiegen, auf die höchste Düne von San Pedro, und sie ist beim raufgehen auch noch viel höher als sie aussieht. Klar, weil man ja auch jeden Schritt zweimal machen muss, beim ersten Versuch rutscht man mit jeder Menge Sand wieder ein Stück runter. Aber oben ist es hermoso (wunderschön), hinter dem ersten Cerro kommen noch unzählige weitere, es sieht so aus, wie man sich das Ende der Welt, die Wüste aus der Jim Knopf-Geschichte vorstellt. Und das runtergehen/-hüpfen/-gleiten ist grrroßartig! Rauf bin ich mit den Jungs aus San Pedro eine gute Stunde gegangen/-krochen/-keucht - unten waren wir in 10 Minuten. Wie Schnee, nur ein bisschen grober und nicht ganz so weiß und überhaupt kein bisschen kalt.
Bestimmt einer der allerschönsten Orte hier sind die Huarangales, die Baumgrüppchen aus Huarangos am Fuß des Cerros. Der Sandboden ist dort überdeckt aus einem Teppich kleiner, weicher Blättchen, die Bäume spenden einen schönen kühlen Schatten und Don Lucho schenkt mir Wassermelonen, wann immer ich an seiner nahen Chakra vorbeikomme. Es ist schön ruhig, die Luft ist sauber, und rotbäuchige Turipilíne und grüngefiederte Loros fliegen durch die Zweige. Da werden sogar die Kids ruhig und hören sich friedlich die Ania-Geschichten an. Wenn ich ihnen verspreche, dass wir uns nachher im nahen Brunnen baden gehen.
Und dann ist da das peruanische Essen, von dem ich schon ganz lang schreiben will: da gibt es Causa Rellena, gefüllte Kartoffelmatsche, fritierte Yucca (viel leckerer als Pommes) Locro (leckerer Kürbiseintopf mit Käse), und Lomo Saltado (Rücken mit Kartoffel und Gemüse, von dem ich nur die Kartoffeln und Gemüse esse, was aber geschmacklich ganz genauso fein ist). Dann natürlich Avocado zu jeder Tageszeit, und all die frischen tropischen Früchte, Mango, Papya, Maracuya, Grenadilla, Naranjilla und Pfirsich - der Plan ist, hier soviel davon zu essen, dass mir der Spaß daran vergeht und ich daheim kein Importobst mehr kaufen muss. Carmens selbstgemachte Limonade ist herrlich erfrischend und in Chicha morada (Saft aus rotem Mais mit Limone) könnte ich mich baden. Und zum Nachtisch gibt es dann Arroz con Leche mit viel Zimt, Mazamorra (Pudding aus dem gleichen roten Mais) oder Picarones (Kringel mit süßem Honigsaft). Oh, und ich vergesse TacuTacu, Reis mit Bohnen und Ají (peruanischem Chili) und Papa a la Huancaína, Kartoffel mit Soße aus Huancayo, eins meiner Favoriten.Carmen kocht alles recht einfach, aber sehr lecker. Und mit vieeelen Kohlenhydraten. Die Suppe hat meist nicht nur Weizen, sondern auch Reis und manchmal Kartoffelstücke. Und wenn in der Suppe noch Nudeln fehlen, sind sie sicher im Hauptgang dabei. Inzwischen esse ich immer brav alles auf, auch den Salat und die Früchte hinterher, sehr zu Carmens und Gilbertos Freude.